DJ Q-Ball
"Pennsylvania ist wie Hannover - irgendwie öde"

Bloodhound Gang (C by Universal Rock)

Köln, 28. September 2005. Manchmal läuft alles anders als geplant. Mein Interview-Termin für die Bloodhound Gang war eigentlich erst für den nächsten Tag geplant. Nach einem kurzen Anruf von Universal wurde dies vorverlegt - auch gut. So nahm sich DJ Q-Ball ausführlich Zeit für meine Fragen und als nach ca. 20 Minuten das Diktiergerät ausgeschaltet wurde, wurde erst mal so richtig gefachsimpelt.

Hi Q-Ball, habe gehört, dass sich Jimmy Pop und Evil Jared im Moment auf dem Oktoberfest aufhalten. Warum bist du noch hier?

Wir sind diese Woche auf Promo-Tour für unser neues Album und haben uns heute mal aufgeteilt. Jimmy und Jared sind zum Oktoberfest gefahren und die anderen beiden sind gerade auf Shopping-Tour. Ich mache eben heute hier die Interviews.

Nach langer Zeit habt ihr mit "Hefty Fine" endlich ein neues Album vorgelegt. Wie zufrieden seid ihr mit dem Ergebnis?

Im Moment liegen wir in den Trend-Charts auf Platz 5. Das ist sehr gut ist, wenn man bedenkt, wie lang wir von der Bildfläche verschwunden waren. Die Entstehung des Albums war sicher nicht ganz einfach. Wir mussten uns langsam wieder herantasten, wieder neue Beziehungen knüpfen - zu unserem Label, unseren Fans und allen anderen. Unter diesen Umständen sind wir schon sehr zufrieden mit dem Ergebnis.

Du hattest es ja schon gerade erwähnt, es war sehr lange still um euch. Was habt ihr in den knapp fünf Jahren angestellt?

Als das letzte Album "Hooray For Boobies" herauskam sind wir damit erst mal zwei Jahre auf Tour gegangen. Dann haben wir eine sechsmonatige Auszeit genommen, wo wir u.a neue Häuser gekauft und eingerichtet haben und anstatt ins Studio zu gehen, haben wir uns das Studio-Equipment selbst gekauft und in Jimmy's Haus ein eigenes, neues Studio aufgebaut. Erst als wir das hinter uns hatten, haben wir erst damit begonnen das Album aufzunehmen. Die reine Aufnahmezeit hat letztlich eineinhalb Jahre gedauert.

Was auffällt ist, dass "Hefty Fine" anders als seine Vorgänger "Hooray For Boobies" und "One Fierce Beer Coaster" weniger rockig klingt. Wie kam es zu dieser Entwicklung?

Das ist ein kleiner Kompromiss an unser Label, das das Album unbedingt im Herbst veröffentlichen wollte. Auf dem Album sind jetzt 9 Songs bzw. 12 Tracks gelandet. Die eher rockigen Stücke waren zu dem damaligen Zeitpunkt einfach noch nicht ausgereift genug um sie zu veröffentlichen. Es wird aber schon bald ein neues Album von uns geben, das dann diese rockigen Stücke enthalten wird. So in einem Jahr dürft ihr also wieder mit uns rechnen.

Im letzten Jahr seid ihr schon auf einer kleinen Tour durch Deutschland unterwegs gewesen. Was hat sich für euch in Deutschland in der Zeit seit euren letzten Auftritten hier verändert?

Es war schon sehr komisch. Dadurch, dass wir so lange weg waren, hatten wir irgendwie das Gefühl für die Bühne verloren. Ich selbst hatte anfangs auch nicht so das Selbstvertrauen früherer Tage, aber das hat sich Gott sei Dank schnell gelegt, denn die Fans waren extrem cool. Dafür, dass wir eigentlich nichts Neues anzubieten hatte, wurden wir extrem gut aufgenommen.

Was habt ihr an Deutschland besonders vermisst?

Ich liebe z.B. Hotels wie dieses hier. Ich denke auch, dass unter allen europäischen Ländern Deutschland, das wohl amerikanisierteste Land ist. Man fühlt sich als Amerikaner fast wie zuhause. All die Dinge wie die Läden, die Mädchen und das Bier lassen es einen so richtig heimisch fühlen.

Auf eurem Album habt ihr "Ralph Wiggum" einen Song gewidmet. Ist es auch dein liebster Simpsons-Charakter?

Er ist einer meiner liebsten Charaktere. Er ist leider nicht oft genug zu sehen, um mein liebster Charakter zu sein. Es hat fast ein oder zwei Monate Zeit gebraucht um den Song zu schreiben, da ich erstmal online gehen musste um mir jedes einzelne "Ralph Wiggum"-Zitat zu besorgen, d.h. also alle Sätze die er in allen bisherigen Simpsons-Folgen gesagt hat. Wir haben die dann zusammengestellt und uns diejenigen rausgesucht, die wir dann für den Song verwendet haben. Der ganze Song besteht also aus "Ralph Wiggum"-Zitaten.

Aha, also auch der Satz "I'm a Pop-Sensation"?

Ja, das war eine Simpsons-Folge, wo er zusammen mit Bart und Milhouse und Martin eine Boy-Band ähnlich den Backstreet Boys formiert hat. "I'm a Pop-Sensation" war ein Teil ihres Hits "Pop Sensation".

Wenn ihr als Bloodhound Gang einen Gast-Auftritt bei den Simpsons hättet, wie könnte dann die Geschichte aussehen?

Puuh, warte - lass mich überlegen (macht eine Pause). Wie wärs damit: Lisa hat ein Auge auf Jimmy Pop geworfen, aber Jimmy mag Homer und würde gerne seine Unterhose ausziehen.

"Holy Macaroni"!

Ja, genau (lacht).

Ich habe irgendwo gelesen, dass du mal einen Remix von einem Chris de Burgh-Song gemacht hast. Wie kamst du denn zu der Ehre?

Ja, richtig. Er ist auf dem gleichen Label wie wir. Es ist schon sehr verrückt gewesen. Als ich klein war, war ich ein großer Fan von Songs wie "Lady In Red". Später habe ich dann gehofft mit Songs auch so viele Frauen wie er zu erreichen. Ich wurde dann gefragt und habe es einfach gemacht. Ich mache immer hin und wieder Remixe, zuletzt auch für "Foxtrott Uniform Charlie Kilo" - um nicht ganz einzurosten (lacht).

Welche deutschen Bands findest du besonders gut?

Oh, mir gefallen Die Toten Hosen sehr gut oder Thomas D und Smudo von Die Fantastischen Vier. An Hip-Hop Bands mag ich noch die Spezializtz um Harris, die haben sich aber leider aufgelöst. Er rappt jetzt mit Sido.

die ärzte haben sich letztes Jahr einen ihrer Träume erfüllt und in Berlin an drei Abenden zusammen mit den Village People gespielt. Wäre das auch einer von euren unerfüllten Träumen?

Sie hatten die Original Village People als Support? Wow! Das kommt unseren Träumen schon sehr nahe. Coole Sache, wenn heute Bands so auftreten würden wie die Village People wären sie wohl ganz schnell von der Bildfläche. Die Village People haben aber mit "YMCA" definitiv den Schwulen-Song des Jahrhunderts geschrieben - dafür gebührt ihnen Respekt.

Letztes Jahr wurde in Amerika Präsident Bush in die zweite Amtszeit gewählt. Wie stehst du dazu?

Ich habe ihn nicht gewählt. Er hat es echt vermasselt. Es hat sich in seiner Amstszeit irgendwie alles schlimm entwickelt. Du brauchst dir zum Beispiel nur den Wechselkurs ansehen. Seit er im Amt ist, ist der Dollarpreis so runter gegangen, dass du hier in Europa als Amerikaner tief in die Taschen greifen darfst. Ich nehme es ihm auch stark übel, wie er sich beim Hurricane in New Orleans verhalten ist.

Für uns in Europa ist es nur schwer vorstellbar, dass Hilfeleistungen in einem solch entwickelten Land so schlecht organisiert sind...

... und nicht nur das. Er hätte ja wenigstens moralische Unterstützung zeigen und einen Besuch abstatten können. Aber wenn du dich solange nicht blicken lässt, dann scheinst du Wichtigeres zu tun zu haben. Das ist definitiv schwer verzeihlich. Mit Sicherheit war dieser Hurricane aber auch eine der schlimmsten Naturkatastrophen in unserer Geschichte.

Ihr seid ja zum größten Teil in Pennsylvania aufgewachsen. Laut dem gleichnamigen Song auf dem Album scheint es ja nicht gerade der spannendste Ort zu sein, oder?

Ja, wie soll ich es beschreiben. Es wie bei euch mit Hannover - irgendwie öde. Von dort, wo wir wohnen bis nach Philadelphia dauert es ca. eine halbe Stunde. Wir leben quasi draußen in den Wäldern. Aber mir gefällt's. Ich hasse sowieso Verkehr und viel Autos, das macht mich zeitweise richtig wütend. Draußen in den Wäldern kannst du halt einfach hinfahren, wohin du willst.

Was war das denkwürdigste Ereignis in deiner Kindheit oder deiner Teenager-Phase?

Ich kann mich an eine Weihnachtsfeier erinnern, wo meine Tante mit meinen kleinen Cousins bei uns war. Ich kam die Treppen mit runtergelassener Unterhose runter und zeigte ihnen den Moonwalk von Michael Jackson. Als mein Vater das sah gab's natürlich ordentlich Dresche. Ich konnte, glaube ich, tagelang nicht richtig sitzen.

Ihr hegt, glaube ich, alle eine große Leidenschaft für Pornofilme...

... ich denke, ich habe seit fünf Jahren keinen Pornofilm mehr gesehen, aber Jared ist vom vielen Gucken wohl schon blind geworden.

Worauf ich eigentlich hinaus wollte, was hältst du von deutschen Pornofilmen?

Ich denke in Deutschland ist Porno allgemein zugänglicher als bei uns. Früher gab es da nur die Reeperbahn in Hamburg. Heute siehst du spätabends ja nur noch die Telefonsex-Clips. Unsere Pornofilme sind aber natürlich besser.

Was für Musik hörst du zur Zeit gerne?

Ich mag vor allem Hip-Hop, aber mehr das alte Zeug wie Gang-Star oder KRS.One. Die neue Gorillaz-Platte gefällt mir aber auch sehr gut.

Auf dem Cover von eurem Album zeigt ein sehr häßlicher, fetter Mensch was er hat. Wie seid ihr denn an den herangekommen?

Er ist ein schwuler Großvater. Er hat eine eigene Webseite, wo er eklige Dinge mit seinen Enkelkindern anstellt. Wir haben ihn entdeckt und wussten sofort: das ist unser Mann. Wir haben ihn dann für das Foto gezwungen einen Schnauzbart zu tragen.

War es schwierig das Cover bei eurem Label durchzudrücken?

Nein. Wir haben noch andere derartige Fotos gemacht - z.B. eins von Jimmy Pop mit einer sehr dicken, schwarzen Frau, was auch sehr schön anzuschauen ist.

Wie viele Strophen wären euch eigentlich noch zu "Foxtrott Uniform Charlie Kilo" eingefallen? Man kann das ja immer weiter treiben...

... ja, das ist ja das Schöne daran. Es ist halt ein sehr beliebtes Thema bei uns, aber wohl auch bei anderen, wie die Reaktionen auf den Song zeigen.

Ihr kommt bald auf Tour zu uns. Auf was können sich die Konzertbesucher einstellen?

Auf einiges. Wir haben ja immer den Anspruch es besser zu machen als beim letzten Mal. Wir haben neue Songs und neue Programmpunkte im Programm. Also seid gespannt.

Vielen Dank!

© Stefan Üblacker